Eukalyptus auf Sardinien

Eukalyptus auf Sardinien

Exotischer Riese mit zwei Gesichtern

Einer von vielen Sardischen Riesen Eukalytus Bäumen

Wer auf Sardinien unterwegs ist, begegnet ihm früher oder später: dem hoch aufragenden Eukalyptus. Seine silbergraue Rinde, die sich in langen Streifen löst, und der frische, aromatische Duft machen ihn unverwechselbar. Doch so typisch er uns heute erscheinen mag – der Eukalyptus ist kein Kind der Insel.

🌏 Herkunft – ein Australier im Mittelmeer

Der Eukalyptus stammt ursprünglich aus Australien und Tasmanien. In seiner Heimat gibt es über 700 Arten, angepasst an verschiedenste Klimazonen – von feuchten Küstenwäldern bis zu trockenen Steppen.

Nach Europa gelangte er im 19. Jahrhundert, zunächst als botanische Kuriosität in Gärten und Arboreten. Auf Sardinien wurde er vor allem ab Ende des 19. Jahrhunderts gezielt angebaut – in größerem Stil dann in den 1920er–30er Jahren, oft im Rahmen von Landgewinnungs- und Entwässerungsprojekten.

💧 Warum Sardinien ihn pflanzte

Der Hauptgrund für die massive Einführung des Eukalyptus war sein Durst – oder besser gesagt: die Fähigkeit, enorme Wassermengen aufzunehmen. Das sollte in Malariagebieten helfen, Sümpfe trocken zu legen, da stehendes Wasser den Anopheles-Mücken als Brutstätte dient.
Weitere Gründe:

  • Holzgewinnung: schnell wachsende Bäume für Bauholz, Pfähle und Brennholz.

  • Papierindustrie: Eukalyptus liefert Zellstoff mit kurzen Fasern, gut für bestimmte Papierarten.

  • Windschutz: lange Baumreihen als Schutz für Plantagen und Felder.

  • Bienenweide: seine Blüten liefern reichlich Nektar – ein Plus für Imker.

⚠️ Die Schattenseite – Ein ökologischer Problemfall

Mit den Jahrzehnten zeigte sich: Der Eukalyptus ist zwar ein Überlebenskünstler, aber auch ein ökologischer Störenfried.

  1. Hoher Wasserverbrauch – kann Böden austrocknen, wenn dicht gepflanzt.

  2. Allelopathie – Abgabe chemischer Stoffe, die das Keimen anderer Pflanzen hemmen.

  3. Monokulturen – fördern Schädlingspopulationen und verringern die Biodiversität.

🐛 Ungebetene Mitbewohner – Schädlingsherberge

Eukalyptus ist auf Sardinien nicht nur Heimat für Vögel, sondern leider auch für Schädlinge, die andere Kulturen gefährden können:

  • Cottony Cushion Scale (Icerya purchasi) – Schmierlaus, ursprünglich aus Australien; kann auch Zitrusplantagen befallen.

  • Lerp Psyllid (Glycaspis brimblecombei) – verursacht Blattfall und schwächt Bäume, indirekt auch Schädlingsträger.

  • Longhorn Beetles (Cerambycidae) – Holzbohrer, die von Eukalyptus auf Olivenbäume überwechseln können.

  • Cossus cossus (Weißer Bockkäfer) – kann vom Eukalyptus auf Weinreben und Obstbäume übergehen.

🛡️ Gegenmaßnahmen – Verteidigung auf Sardinisch

Auf Sardinien und im Mittelmeerraum setzt man auf eine Kombination aus integriertem Pflanzenschutz und biologischer Kontrolle:

  1. Nützlingsförderung – z. B. der Marienkäfer Rodolia cardinalis, der Schmierläuse dezimiert (historisch sehr erfolgreich gegen Icerya purchasi).

  2. Selektiver Rückschnitt – reduziert Schädlingsbefall und entfernt Brutstätten.

  3. Artenmischung – keine reinen Eukalyptus-Monokulturen, sondern Mischpflanzungen mit einheimischen Arten.

  4. Monitoring – frühe Erkennung von Psylliden und Bohrkäfern, bevor sie sich ausbreiten.

🌱 Eukalyptus heute – Freund, Feind oder nur Mitbewohner?

Heute wird der Eukalyptus auf Sardinien gezielter eingesetzt – meist entlang von Straßen, als Windschutz oder in kleinen Gruppen, nicht mehr in riesigen Plantagen. Viele der einstigen Aufforstungen sind noch vorhanden und prägen das Landschaftsbild, etwa in der Arborea-Ebene oder entlang der Küstenstraßen.

Er bleibt eine ambivalente Figur im sardischen Landschaftsbild:

  • Ein Retter der Vergangenheit im Kampf gegen Malaria.

  • Ein wertvoller Rohstofflieferant für Holz, Papier und Honig.

  • Aber auch ein Wasserzehrer, Biodiversitätsbremser und Schädlingsbringer.

Vielleicht ist es genau diese Ambivalenz, die den Eukalyptus so typisch mediterran macht: Er ist gekommen, um zu bleiben – aber er verlangt, dass wir lernen, mit ihm zu leben.

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